Natürliche und anthropogene Einflüsse auf die Kohlenstoffbilanz von Böden

 

2.2 Torfbrände

 

Inhalt dieses Kapitels

1. Einführung
2. Torfbrände in Russland
3. Strategie zur Vermeidung von Torfbränden

 

1. Einführung

In Torfmooren gebildete Torfe bestehen aus abgestorbenem Pflanzenmaterial, das sich aufgrund des hohen Kohlenstoffanteils nach einer Trocknung durch Trockenlegung der Moorflächen spontan entzünden, kann oder durch unkontrollierte oberflächliche Feuer unter entsprechendem Luftstrom in Brand geraten kann. Einmal entzündet kann sich das schwelende Feuer im Torf über sehr lange Zeiträume von Jahrzehnten bis sogar Jahrhunderten unentdeckt allmählich über eine oder mehrere Torfschichten ausbreiten. Dabei kommt es zunächst zu einer Bildung von Rissen, die das Feuer belüften, bis hin zu einem Einsturz der Oberfläche. Das Verbrennen von 1 m3 Torf führt zu einer Abgabe von 130 bis 200 m3 Kohlendioxid.

Modell der Ausbreitung von Torfbränden (nach Moskvitch 2010)

(Quelle: Bundesamt für Naturschutz, 2010, übersetzte Darstellung)

zum Seitenanfang

 

2. Torfbrände in Russland

Die globale gemeinnützige Organisation Wetlands International hat geschätzt, dass 80 bis 90 Prozent des Rauchs im Sommer und Herbst 2010 in Moskau von den Torfbränden in entwässerten und degenerierten Mooren nahe der russischen Hauptstadt herrührten und nicht von den Waldbränden im Zusammenhang mit dem außergewöhnlich heißen Sommer in Russland. Diese Moore, die rund 50 % der Flächen um Moskau ausmachen, wurden bereits in den 1960er Jahren entwässert. Aber auch in anderen westlichen, aber auch östlichen Teilen Russland gibt es großräumig entwässerte Moorflächen. Fast jedes Jahr kommt es in Russland zu Torffeuern in der Größenordnung von einigen hundert bis tausenden Hektar Fläche, meist aber in abgelegenen oder dünn besiedelten Regionen. Besonders häufig sind frühere Torfabbaugebiete betroffen, die für den Torfabbau stark entwässert und im Anschluss sich selbst überlassen wurden. Zu den starken, weitverbreiteten Torfbränden im Jahr 2010 mit einer Fläche von über 15,5 Mio. ha kam es aufgrund der extremen Trockenheit. Die Nähe der Torfbrände zu großen Städten wie Moskau hat das Bewusstsein in Russland für feueranfällige entwässerte Torfböden geschärft und erhält mittlerweile die Aufmerksamkeit von Entscheidungsträgern auf allen Ebenen. Problematisch sind Torfbrände vor allem deshalb, weil sie tief im Torfkörper stattfinden, nur schwer zu löschen sind (vor allem von Löschflugzeugen aus) und über lange Zeiträume unabhängig von der Jahreszeit weiter schwelen. Problematisch ist zudem, dass globale Klimamodelle davon ausgehen, dass der Klimawandel mit extremen Trockenperioden Russland besonders stark betreffen wird und somit mit noch extremeren Torfbränden zu rechnen ist. Auch vor diesem Hintergrund wird es umso dringlicher vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.

zum Seitenanfang


3. Strategie zur Vermeidung von Torfbränden

Als relativ effektiven Schutz vor Torfbränden wird die gezielte Moorrenaturierung durch wiedervernässende Maßnahmen angesehen. So konnte nachgewiesen werden, dass Gebiete in denen eine aktive Moorrenaturierung und ein Management stattgefunden haben, selten von Torffeuern betroffen sind. Um Torfbrände in Russland in Zukunft zu vermeiden, wird ein nationales Programm zur Wiedervernässung von Torfflächen diskutiert. Dies wird auch von Fachkreisen als die einzige effektive Möglichkeit erachtet Torffeuer in der Zukunft zu minimieren. Ein solches Programm zur Wiedervernässung der Moorböden würde auch durch die damit verbundene Reduktion von Kohlendioxid und Lachgas auf den wiedervernässten Flächen einen global bedeutsamen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

zum Seitenanfang

 

Literat

Bundesamt für Naturschutz (2010): Ökosystemdienstleistungen von Mooren – insbesondere Klimarelevanz, Bundesamt für Naturschutz, Pressehintergrundinfo. (http://www.biologischevielfalt.de/fileadmin/NBS/documents/df_Presse2010_Hintergrund_Moore.pdf) [eingesehen am 02.04.2012]