Naturwissenschaftliches Grundwissen2. Die Bedeutung des Bodens als Kohlenstoffquelle und -senkeInhalt dieses Kapitels
1. Einführung
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![]() (Foto: Michael Thelemann 2011) |
Die Dynamik des organischen Bodenkohlenstoffs wird durch die Nettobilanz zwischen Kohlenstoff anreichernden und degradierenden Prozessen bestimmt.
Kohlenstoffquelle: Faktoren, die zum Abbau des organischen Kohlenstoffs des Bodens beitragen: Bodenerosion, Auslaugung/Auswaschung (Leaching) und Zersetzung von organischem Bodenmaterial, Verflüchtigung (Volatilization) und Mineralisierung
Kohlenstoffsenke: Faktoren, die den organischen Kohlenstoff des Bodens anreichern: Pflanzenbiomasseproduktion, Humifizierung, Aggregation, Sedimentation, Kohlenstoffablagerung (Deposition), Kohlenstoffbindung (Sequestration).
Die Besonderheit von Moorökosystemen besteht darin, dass sie ihrem Ausgangssubstrat in Form von Torfen aufwachsen. Bei der Torfbildung dienen sie somit als Kohlenstoffsenke, während sie beim Torfabbau als Kohlenstoffquelle fungieren. Der Wasserstand eines Moorbodens beeinflusst im Wesentlichen die Redoxprozesse, die die Löslichkeit und die chemischen Reaktionen von Nähr- und Schadstoffen bestimmen. In Abhängigkeit des Nährstoffangebotes und der aktuellen Redoxverhältnisse wird die vorhandene Vegetation beeinflusst und damit die Eigenschafen von sich bildenden Torfen. In diesem Zusammenhang lassen sich zwei Arten von Moorökosystemen unterscheiden.
Zum einen gibt es als Akkumulationsökosystem wachsende Moore, in denen abgestorbene Pflanzenreste langsamer abgebaut werden, als sie produziert werden. Dies steht im Zusammenhang mit der weitgehenden Wassersättigung des Moorausgangssubstrates, wodurch der Streuabbau stark einschränkt wird. Der fehlende Sauerstoff bremst die Aktivität der Makro-, Meso- und Mikroorganismen, wie Bodentieren, Pilzen und Bakterien. In Verbindung mit niedrigen Temperaturen werden physikalische Prozesse, wie die Diffusion, chemische Prozesse, wie die Oxidation und biologische Prozesse, wie die mikrobielle Veratmung zusätzlich verringert. Aus diesem Grund wird der Kohlenstoff in Form von Torfen akkumuliert. Bei dieser Art von Moorökosystem handelt es sich somit um Kohlenstoffsenken.
Zum anderen gibt es meist anthropogen beeinflusste Freisetzungsökosysteme in Form von degradierten Mooren, in denen die weitgehende Wassersättigung des Substrates, beispielsweise durch Entwässerungsmaßnahmen, aufgehoben wurde und die abgestorbenen Pflanzenreste somit schneller abgebaut als produziert werden können. In diesen Freisetzungsökosystemen wird der vormals gebundene Kohlenstoff durch oxidative Torfzersetzung in Form von mikrobiellem Abbau veratmet und große Mengen Kohlendioxid freigesetzt. Dies geht einher mit einer verstärkten Versauerung oder Eutrophierung. Bei dieser Art von Moorökosystem handelt es sich somit um Kohlenstoffquellen.
Literatur:
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Soil Processes and the Carbon Cycle, Advanced in Soil Science, CRC
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Akademischer Verlag Heidelberg. (http://www.springerlink.com/content/t52214128k28k585/)
[eingesehen am
20.12.2011