Politische Maßnahmen zur Honorierung der Kohlenstoffanreicherung

 

1. CO2-Credits

 

Inhalt dieses Kapitels

1. CO2-Credits der UNFCCC

2. Freiwillige CO2-Credits

 

1. CO2-Credits der UNFCCC

Hinter CO2-Credits steht die Zielsetzung die Emissionen von Treibhausgasen industrialisierter Nationen zu reduzieren, um die globale Erwärmung zu bremsen. Um die Zielsetzungen zu erreichen, sieht das Kyoto-Protokoll der Rahmenkonvention zum Klimawandel der Vereinten Nationen (UNFCCC) in diesem Zusammenhang das Konzept des Emissionshandels mit CO2-Credits vor. Hierbei handelt es sich um einen Pflichtmarkt, in dem Länder, die ihre Ziele übererfüllen, belohnt werden, da sie ihre überschüssigen Emissionszuschüsse an Länder verkaufen können, die ansonsten die Ziele nicht einhalten könnten.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten über die Regierungen oder Unternehmen Kohlenstoff-Credits kaufen können, wie beispielsweise die WorldBank’s Prototype Carbon Fund (PCF). Andere Kohlenstofffonds sind beispielsweise der Biocarbon Fund, der sich auf Projekte konzentriert, die Kohlenstoff in Wäldern oder Agarökosystemen konservieren oder binden und somit den Kohlendioxidausstoß eines Landes reduzieren. Im Fall von Bioenergie würde der Handel von CO2-Credits bedeuten, dass im Zertifikat-Verkäuferland zusätzliche Biomasse, beispielsweise durch Pflanzung von Wäldern und Forsten, angereichert wird, während die freiwerdenden CO2-Credits zum Zertifikat-Käuferland verkauft werden. Die Menge der veräußerbaren CO2-Credits würde von der Ausgangssituation des Käufer- und Verkäuferlandes abhängen.

Beispiele für Projekte, die derzeit durch CO2-Credits ermöglicht werden sind beispielsweise die Regeneration von degradierten Flächen in Albanien, die Aufforstung von Regenwäldern in Brasilien und die Umsetzung von Agroforstwirtschaft in Costa Rica.

Der Vorteil von CO2-Credits besteht darin, dass sie die Flexibilität schaffen, die nötig ist, um Investitionen international dort zu ermöglichen, wo Energie-Investitionen besonders nötig und sinnvoll sind und somit die Kosten der Verringerung von CO2-Emissionen abmindert.

 

Weiterführende Links

Should we trade Biomass, Electricity, Renewable Certificates, or CO2 Credits 

Prototype Carbon Fund

Biocarbon Fund

 

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2. Freiwillige CO2-Credits

Freiwillige Emissionsreduktionen (oder auch Verified Emissions Reductions - VER) sind Carbon-Credits, die außerhalb der Pflichtmärkte verhandelt werden. Dieser freiwillige Markt ist zwar kleiner als der der Pflichtmärkte, aber breiter. Er wird vor allem vom Privatsektor vorangetrieben. Seit Anfang 2007 wächst dieser freiwillige Markt sehr stark, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die Bank of New York im Juni 2006 mit dem Aufbau eines zentralen Registers für VERs begonnen hat und mit dem Voluntary Carbon Standard (VCS) ein breit akzeptierter Qualitätsstandard verfügbar geworden ist.

 

Diese hohe Nachfrage auf dem freiwilligen Markt wird vor allem durch drei Mechanismen vorangetrieben:

1. Marketingstrategie: Unternehmen nehmen "Klima" als Teil ihrer "Corporate Social Responsibility" auf.

2. Spekulationsobjekt: Portfolios von VERs werden aufgebaut, um damit auf den Finanzmärkten zu spekulieren.

3. Lernprozess: Fortschrittliche Unternehmen, die erwarten, dass ihr Bereich zukünftig unter ein "Compliance Regime" fallen wird, wollen auf dem freiwilligen Markt schon Erfahrung mit den "Carbon Credit Market"-Mechanismen sammeln, um damit einen Konkurrenzvorteil zu erwerben.

 

Die Kriterien und Standards der freiwilligen CO2-Credits bestehen aus:

1. Additionality: Die VERs müssen reelle Emissionsreduktionen darstellen, die "additional" zu dem "business-as-usual"-Szenario bestehen. Die Anforderungen an VERs sind aber allerdings nicht so strikt wie bei den CERs (Certififed Emission Reductions).

2. Sustainability: Das "Compliance Regime" fordert, dass Projekte die Emissionen verringern und gleichzeitig zu lokaler Nachhaltigkeit beitragen. Tatsächlich fokussieren sich die Akteure häufig aber viel stärker auf die Emissionsreduktion als auf die Verbesserung der lokalen Bedingungen.

3. Verifiability: Eine unabhängige dritte Partei muss die Emissionsreduktionen verifizieren. Dabei kann es sich um Organisationen, die durch die UNFCCC zur Verifizierung von CER Projekten anerkannt sind, handeln, oder um professionelle Umweltgutachter. Ein neuer Qualitätsstandard, der VER+, wurde kürzlich vom TÜV SÜD, ein von der UNFCCC zur Akkreditierung von compliance-Projekten anerkanntes Unternehmen, entwickelt.

4. Reliability: Ohne zentrale Registrierung besteht die Gefahr, dass VERs verkauft werden, die schon einmal an einer anderen Stelle verkauft worden sind. Deshalb hat die Bank of New York in Juni 2006 eine VER-Registrierungsstelle eröffnet, wo Käufer die VER-Ankäufe nachverfolgen können.

Beispiele für freiwillige CO2-Credits sind die Waldaktien und MoorFutures.

 

Weiterführende Links

Freiwillige CO2-Credits

 

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Literatur:

Couwenberg, J.; Augustin, J.; Michaelis, D.; Wichtmann, W.; Joosten, H. (2008): Entwicklung von Grundsätzen für eine Bewertung von Niedermooren hinsichtlich ihrer Klimarelevanz - Endbericht, Ernst-Moriz-Arndt-Universität Greifswald. (http://paludikultur.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/pub/gest.pdf) [eingesehen am 14.06.2012]

Schlamadingera, B.; Faaijb, A.; Daughertya, E. (2004): Should we trade Biomass, Electricity, Renewable Certificates, or CO2 Credits? - IEA Bioenergy Task 38 “Greenhouse Gas Balances of Biomass and Bioenergy Systems”, with contributions from IEA Bioenergy Task 35 (Techno-economic Assessments for Bioenergy Applications) and Task 40 (Sustainable International Bioenergy Trade: Securing Supply and Demand). (http://www.ieabioenergy-task38.org/publications/BioTrade_2004.pdf) [eingesehen am 18.06.2012]