Methoden der Kohlenstoffmessung im Gelände und im Labor

 

1.1 Gasmessung nach der Haubenmessmethode

 

Inhalt dieses Kapitels

1. Einführung
2. Der klassiche statische Ansatz mit dem mobilen, manuellen Haubenmessverfahren
3. Der klassische statische Ansatz mit dem fest installierten, automatischen Haubenmessverfahren
4. Der neuere dynamische Ansatz mit dem offenen, dynamischen Haubenmessverfahren
5. Probleme bei der Anwendung der verschiedenen Haubenmessverfahren

 

1. Einführung

Es gibt zwei Kategorien der Haubenmessung:

  • der klassische statische Ansatz

  • der neuere dynamische Ansatz

Beim klassischen statischen Ansatz handelt es sich beim Haubenmesssystem um eine rechteckige, während des Messvorgangs geschlossene Kammer mit anwendungsorientierten Ausmaßen, die auf eine zu messende Erdoberfläche geschlossen aufgesetzt wird und in der die Veränderungen der CO2-Konzentration und anderer klimarelevanter Spurengase, wie Lachgas und Methan, gemessen werden können.

Animation: Prinzip der Kohlendioxidgasmessung anhand der manuellen, statischen Haubenmessmethode

Animation (Quelle: Thelemann 2012)

Um zu vermeiden, dass während der Anreicherungszeit Umgebungsluft von außen in die Haube eindringt bzw. Gas ausweichen kann, wird die Haube auf einen fest im Boden verankerten und in den Boden hineinreichenden Bodenrahmen aufgesetzt. Der Vorteil dieser klassischen Methode ist die relativ leichte Anwendung. Sie basiert entweder auf der Anreicherung oder Absorption von Kohlendioxid oder anderer klimarelevanter Gase, tendiert allerdings aufgrund des Diffusionsprozesses dazu weniger genau zu sein, als neuere dynamische Messsysteme. So wurde statischen Haubenmesssystemen nachgewiesen, dass sie dazu tendieren, hohe Gasflüsse zu unterschätzen und niedrige Gasflüsse zu überschätzen. Ein Nachteil aller geschlossenen Haubenmesssysteme ist, dass zur Messung ein Teil der Bodenoberfläche abgeschlossen wird und so der Einfluss von natürlichen Luftturbulenzen und Luftdruckfluktuationen auf die Bodenatmung während des Messvorgangs ausgeschlossen wird. Speziell dieses Druckungleichgewicht zwischen Haube und Atmosphäre kann durch sehr kleine Belüftungsröhren vermindert werden, die den Gasverlust auf ein Minimum reduzieren. Bei geschlossenen Haubenmesssystemen ist zudem zu beachten, dass diese zwischen den Messungen geöffnet oder von der Messfläche entfernt werden müssen, um die Beeinflussung des Bodens und des zu messenden Gasausstoßes zu begrenzen.

Skizze eines Gaschromatographen im Labor

(Quelle: Universität für Bodenkultur Wien, eigene Darstellung)

Der klassische statische Ansatz mit einer geschlossenen Haube kann sowohl in einem mobilen, manuellen Haubenmessverfahren, als auch einem fest installierten, automatischen Haubenmessverfahren durchgeführt werden.

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2. Der klassische statische Ansatz mit dem mobilen, manuellen Haubenmessverfahren

Beim mobilen, manuellen Messverfahren werden die Hauben zu jeder Gasmessung per Hand im Gelände auf den Bodenring aufgesetzt und können dafür aber relativ schnell umgesetzt werden. Diese Variante ist somit praktisch für räumlich verteilte Messungen. Dauerhafte, kontinuierliche Messungen sind manuell allerdings mit einem sehr hohen personellen Aufwand verbunden. Beim manuellen Verfahren wird das in der Haube angesammelte Gas zum Ende der Anreicherung über evakuierte Gasprobenflaschen direkt aus der Haube gesaugt. Die Gasprobenflaschen können später durch einen Gaschromatographen mit einer Computereinheit sowohl auf CO2, N2O (mittels eines ECD-Detektors), als auch CH4 (mittels eines FID-Detektors) hin analysiert werden.

Film zum manuellen, statischen Haubenmessverfahren in Thyrow, Brandenburg

Manueller Download des Films (Quelle: Thelemann 2012)

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3. Der klassische statische Ansatz mit dem fest installierten, automatischen Haubenmessverfahren

Beim fest installierten, automatischen Messverfahren mit geschlossenen, statischen Hauben sind die Hauben auf einer bestimmten Messfläche dauerhaft fest installiert und werden zwischen den programmierten automatisierten Messungen durch eine Hebeapparatur jeweils automatisch angehoben. Die automatischen Kohlendioxidmessungen werden im Gegensatz zu den manuellen mittels eines Infrarot-Gasanalysators (IRGA) durchgeführt. Neuere Ausführungen dieser Messgeräte sind ebenfalls in der Lage die klimarelevanten Spurengase Lachgas und Methan automatisiert zu messen. In geschlossenen dynamischen Systemen zirkuliert die Luft dabei in einem Kreislauf zwischen der Haube und dem IRGA und die Veränderung der Gaskonzentration über die Zeit können gemessen werden. In der Regel sind automatische Haubenmessungen aufgrund der festen Installation räumlich weniger verteilt und eine Stromversorgung ist notwendig. Allerdings ermöglicht diese Variante besonders häufige Messungen über lange Zeiträume mit geringem personellem Aufwand und ist somit praktisch für zeitlich verteilte Messungen.

Film zum automatischen, statischen Haubenmessverfahren in Paulinenaue, Brandenburg

Manueller Download des Films (Quelle: Thelemann 2012)

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4. Der neuere dynamische Ansatz mit dem offenen, dynamischen Haubenmessverfahren

Dem gegenüber existiert der Ansatz des offenen, dynamischen Haubenmessverfahrens, bei dem die Luft bei der Messung nicht in einem Kreislauf in einer geschlossenen Haube zirkuliert, sondern in die Atmosphäre abgelassen wird. Dadurch herrscht in diesem offenen System ein konstanter Luftstrom durch die Haube vor, der ständig gemessen wird. Zusätzlich dazu wird, ähnlich wie bei geschlossenen automatischen Hauben, ebenfalls ein IRGA zur Gasmessung verwendet, wobei hier kontinuierlich der Unterschied der Gaskonzentration, beispielsweise von Kohlendioxid zwischen Umgebung und Haube, gemessen wird. Vor der Platzierung der offenen Haube existiert anfangs kein Unterschied zwischen Haube und Atmosphäre. Mit steigendem Kohlendioxidgehalt setzt ein Luftaustausch ein, der in dem Moment ein Gleichgewicht erreicht, wenn die Menge des aus der Haube herausströmenden Kohlendioxids der Menge an aus dem Boden ausgestoßenem Kohlendioxid entspricht. Ab diesem Zeitpunkt entspricht das Produkt der Kohlendioxidkonzentrationsdifferenz zwischen Haube und Umwelt und der Strömungsrate geteilt durch die durch die Haube abgedeckte Bodenfläche der Bodenatmungsrate (in µmol CO2 m-2 s-1). Die Problematik dieser Methode besteht darin, dass der Sensor extrem empfindlich auf Druckdifferenzen zwischen Haube und Atmosphäre reagiert. Die Empfindlichkeit lässt sich nur durch Belüftungssysteme oder sehr große Luftöffnungen der Haube vermindern.

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5. Probleme bei der Anwendung der verschiedenen Haubenmessverfahren

Generell werden bei der Haubenmessung höhere Messergebnisse erzielt, wenn die Luft im Haubensystem durch einen Ventilator zirkuliert wird. Dies hängt zum einen mit der besseren Durchmischung der Luft, aber zum anderen auch mit einer Erhöhung des Bodengasausstoßes durch das gestörte Luftströmungssystem in der Haube zusammen und bildet eine mögliche Fehlerquelle. Zudem spielt es eine Rolle, ob die Haube aus lichtdurchlässigem oder undurchlässigem Material besteht. Durchlässiges Material führt bei Sonneneinstrahlung zu einem Aufheizen der Bodenoberfläche und zu einem Ansteigen des Gasausstoßes des Bodens, während dieser Ausstoß in lichtundurchlässigen Systemen erheblich niedriger ist. Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher geschlossener bzw. offener, automatischer bzw. manueller Haubenmessmethoden besteht die Problematik darin, dass die Ergebnisse verschiedener Messungen gerade auch international kaum miteinander verglichen werden können. Dies liegt zum einen in der fehlenden gegenseitigen Kalibrierung unterschiedlicher Messsysteme und zum anderen in einer fehlenden Standardmethode zur Messung der Bodenatmung.

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Literatur:

Bradford, J.; Ryan, M. (2008): Quantifying Soil Respiration at Landscape Scales. In: Hoover, C. (2008): Field Measurements for Forrest Carbon Monitoring - Springer Science + Business Media B.V.

Lankreijer, H.; Janssens, I.; Buchmann, N.; Longdoz, B.; Epron, D.; Dore, S. (2003): Measurement of Soil Respiration. In: Valentini, R. (2003): Fluxes of Carbon, Water and Energy of European Forests - Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York. S. 37-54.

Schulz, R.-R.; Schumann, W. (2004): Spurengasmessungen im Rahmen des Projektes BMVEL-/UFOP- Systemanalyse, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Institut für Acker- und Pflanzenbau, Abschlussbericht.

Universität für Bodenkultur Wien, Abbildung eines Gaschromatographen. (http://ipp.boku.ac.at/pz/uebungen/Qual_op_gas.htm) [eingesehen am 11.01.2012]