BOX 5 - Gewinnung der Makrofauna
am Beispiel der Regenwürmer

Inhalt der Box

Video zur Meso- und Makrofauna

Es gibt einige Methoden für die qualitative und quantitative Erfassung von Regenwurmpopulationen. Jede einzelne kann in ihrer Durchführung je nach Standortbeschaffenheit und gewünschter Regenwurmart variiert werden.

So leben im mittleren und nördlichen Mitteleuropa etwa 40 Regenwurmarten. In der Humusauflage sowie in Anhäufungen organischer Substanz oder an sich zersetzendem Holz sind vorwiegend Streuformen (epigäischer Typ) zu finden (z. B. Dendrobaena octaedra, Lubricus rubellus, Eisenia spez., Eiseniella spez.). Tiefgräber (anözischer Typ) legen hingegen tiefgehende Gangsysteme an und kommen nur zur Nahrungsaufnahme an die Oberfläche (z. B. Lubricus terrestris, Allolobophora longa). In den flachen Gangsystemen von 30 - 50 cm Tiefe der Mineralböden kommen vor allem endogäische Formen vor (Mineralbodenformen wie z. B. Octolasium spez., Allolobophora caliginosa, Allolobophora rosea).

  Handsortierung Senfmethode Oktettmethode
Vorteile
  • sehr genau
  • großflächig anwendbar
  • gut geeignet für tiefgrabende Arten
  • nicht destruktiv
  • Mehrfachbeprobung der gleichen Fläche möglich
  • Nachteile
  • zeitaufwendig
  • viele verletzte Würmer
  • kleine Tiere werden oft übersehen
  • ungeeignet für tiefgrabende Arten
  • destruktiv
  • schlechte Erfassung endogäischer Arten
  • Störung des Bodens
  • ausreichende Bodenfeuchte notwendig
  • ausreichende Bodenfeuchte notwendig
  • ungeeignet für tiefgrabende Arten
  • teures Equipment nötig
  • nicht großflächig anwendbar
  • In der Regel werden die Regenwürmer - ganz gleich durch welche Methode sie gefangen wurden - im Labor gewogen und anschließend mit 70%igem Ethanol fixiert und bestimmt.

    Die Handsortierung nach ZICSI (1957)

    Bei dieser Methode wird ein definierter Bodenkörper (z.B. 1/8 m² Fläche und 20 cm Tiefe = 0,025 m³ Boden) vorzugsweise mit dem Spaten ausgestochen und per Hand auf Regenwürmer hin untersucht.

    Handsortierung

    Checkliste für die Handsortierung von Würmern

  • einen Spaten oder ähnliches, um Bodenproben zu entnehmen
  • einen Zollstock zum Abmessen der Versuchsfläche
  • einen große Plane oder ähnliches, worauf die Bodenproben zerbröckelt werden können
  • Aufbewahrungsbehälter für die gesammelten Regenwürmer (z.B. Glas mit feuchten Tüchern darin oder Plastikgefäß mit Humus darin)
  • Edding oder Folienstift zum Beschriften der Aufbewahrungsbehältnisse
  • zum Seitenanfang

    Der Austrieb mit Senflösung nach GUNN (1992)

    Neben einer verdünnten Senflösung (100g Senfpulver in 10 Liter Wasser) gibt es noch weitere erfolgreiche Austreibungsmittel wie z.B. Formalin, Quecksilberchlorid oder Kaliumpermanganat. Die Effektivität der Methode ist von der Bodenart, der Bodenfeuchte und der Reaktionsbereitschaft der Regenwurmarten abhängig.

    Bei der Anwendung von verdünnter Senflösung oder chemischer Reagenzien wird vorerst vorzugsweise mit Hilfe eines Spatens eine definierte Fläche von der Streuschicht entfernt. Somit kann die Reizlösung ungehindert in die freiliegenden Röhrmündungen einsickern. Die Größe der Fläche richtet sich nach dem Umfang des Stechrahmens. Anschließend wird etwa die Hälfte der Lösung gleichmäßig auf die ausgestochene Fläche gegeben (z.B. mit einer Gießkanne). Während des Einsickerns sollte das ausgehobene Bodensubstrat auf Regenwürmer hin untersucht werden. Nachdem die Flüssigkeit in den Boden eingesickert ist, können die ersten Regenwürmer vorsichtig mit einer Pinzette aufgelesen und nach dem Abspülen mit Wasser in das Aufbewahrungsbehältnis gegeben werden. Sofern sich keine Regenwürmer mehr an der Bodenoberfläche befinden, kann die restliche Reagenz auf der Fläche ausgebracht werden. Zumeist reicht eine zweifache Berieselung der Fläche mit der Reagenz. Je nach der Standortbeschaffenheit kann die Dosierung auch auf drei oder vier Wiederholungen aufgeteilt werden. Nach einer halben Stunde ist in der Regel nicht mehr mit weiteren Regenwürmern zu rechnen.

    Um die Ergebnisse statistisch zu festigen, sollte das Verfahren auf mehreren Vesuchsflächen vorgenommen werden.

    Checkliste für den Austrieb der Würmer mit einer Senflösung

  • Senfpulver aus der Apotheke (100g Senfpulver für 10 Liter Wasser).
  • einen Stechrahmen, um die Versuchsfläche zu definieren
  • Kanister mit Wasser zum Anfeuchten des Bodens, Lösen des Senfpulvers, Abspülen der Würmer und Grundreinigen der Werkzeuge

  • (Das grobe Reinigen der Geräte vor Ort ist empfehlenswert, da die Senflösung sowie die Geräte, die mit der Lösung in Kontakt kamen, einen durchaus unangenehmen Geruch verbreiten können.)
  • einen Spaten oder einen Handrechen zum Entfernen der Streu- und Krautschicht
  • eine Gießkanne zum Auftragen der Senflösung
  • eine Urfederpinzette für das Absammeln der Regenwürmer von der Bodenoberfläche
  • Aufbewahrungsbehälter für die gesammelten Regenwürmer (z.B. Glas mit feuchten Tüchern darin oder Plastikgefäß mit Humus darin)
  • Edding oder Folienstift zum Beschriften der Aufbewahrungsbehältnisse
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    Der Austrieb mit der Oktettmethode (Elektrofang) nach THIELEMANN (1986)

    Elektrofanggerät

    Bei der Oktett-Methode wird zuerst die oberste Streu- und Krautschicht der Versuchsfläche mit dem Spaten entfernt. Die Größe der auszustechenden Fläche richtet sich nach dem Umfang des Oktett-Geräts. Anschließend werden die acht Elektroden bis zum Anschlag in den Boden gestochen. Um die Wirkung des elektrischen Feldes zu verstärken, kann trockener Boden zuvor mit Wasser durchtränkt werden. Da große Würmer durch zu hohe Spannung leicht getötet werden können, empfiehlt es sich, mit der kleinsten Spannung zu beginnen. Die Dauer des Stromflusses ist nicht genau festgelegt. Sie sollte jedoch - einmal festgelegt - für jeden Durchgang konstant bleiben. Eine Möglichkeit wäre eine Stromflussdauer von fünf Minuten. Zwischen (NICHT während!) den Phasen der Stromzufuhr können die Regenwürmer von der Bodenoberfläche abgesammelt werden. Das gleiche Vorgehen kann bei einer schrittweisen Erhöhung der Spannung so lange wiederholt werden, bis keine Regenwürmer mehr an die Erdoberfläche gelangen.

    Checkliste für den Austrieb der Würmer mit der Oktettmethode

  • ein Elektrofanggerät nach THIELEMANN
  • eine 12-Volt-Gelbatterie
  • eine Uhr zum Stoppen der Zeit
  • Kanister mit Wasser zum Anfeuchten des Bodens
  • einen Spaten oder einen Handrechen zum Entfernen der Streu- und Krautschicht
  • Aufbewahrungsbehälter für die gesammelten Regenwürmer (z.B. Glas mit feuchten Tüchern darin oder Plastikgefäß mit Humus darin)
  • Edding oder Folienstift zum Beschriften der Aufbewahrungsbehältnisse
  • Zellstofftücher oder ähnliches für eine grobe Reinigung der Geräte vor Ort
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