Es gibt einige Methoden für die qualitative und quantitative Erfassung von Regenwurmpopulationen. Jede einzelne kann
in ihrer Durchführung je nach Standortbeschaffenheit und gewünschter Regenwurmart variiert werden.
So leben im mittleren und nördlichen Mitteleuropa etwa 40 Regenwurmarten. In der Humusauflage sowie in Anhäufungen organischer Substanz oder an
sich zersetzendem Holz sind vorwiegend Streuformen (epigäischer Typ) zu finden (z. B. Dendrobaena octaedra, Lubricus rubellus, Eisenia spez.,
Eiseniella spez.).
Tiefgräber (anözischer Typ) legen hingegen tiefgehende Gangsysteme an und kommen nur zur Nahrungsaufnahme an die Oberfläche
(z. B. Lubricus terrestris, Allolobophora longa). In den flachen Gangsystemen von 30 - 50 cm Tiefe der Mineralböden kommen
vor allem endogäische Formen vor (Mineralbodenformen wie z. B. Octolasium spez., Allolobophora caliginosa, Allolobophora rosea).
Handsortierung
Senfmethode
Oktettmethode
Vorteile
sehr genau
großflächig anwendbar
gut geeignet für tiefgrabende Arten
nicht destruktiv
Mehrfachbeprobung der gleichen Fläche möglich
Nachteile
zeitaufwendig
viele verletzte Würmer
kleine Tiere werden oft übersehen
ungeeignet für tiefgrabende Arten
destruktiv
schlechte Erfassung endogäischer Arten
Störung des Bodens
ausreichende Bodenfeuchte notwendig
ausreichende Bodenfeuchte notwendig
ungeeignet für tiefgrabende Arten
teures Equipment nötig
nicht großflächig anwendbar
In der Regel werden die Regenwürmer - ganz gleich durch welche Methode sie gefangen wurden - im Labor gewogen und anschließend
mit 70%igem Ethanol fixiert und bestimmt.
Die Handsortierung nach ZICSI (1957)
Bei dieser Methode wird ein definierter Bodenkörper (z.B. 1/8 m² Fläche und 20 cm Tiefe = 0,025 m³ Boden)
vorzugsweise mit dem Spaten ausgestochen
und per Hand auf Regenwürmer hin untersucht.
Checkliste für die Handsortierung von Würmern
einen Spaten oder ähnliches, um Bodenproben zu entnehmen
einen Zollstock zum Abmessen der Versuchsfläche
einen große Plane oder ähnliches, worauf die Bodenproben zerbröckelt werden können
Aufbewahrungsbehälter für die gesammelten Regenwürmer (z.B. Glas mit feuchten Tüchern darin oder Plastikgefäß
mit Humus darin)
Edding oder Folienstift zum Beschriften der Aufbewahrungsbehältnisse
Neben einer verdünnten Senflösung (100g Senfpulver in 10 Liter Wasser) gibt es noch weitere erfolgreiche Austreibungsmittel
wie z.B. Formalin, Quecksilberchlorid oder Kaliumpermanganat. Die Effektivität der Methode ist von der Bodenart, der Bodenfeuchte
und der Reaktionsbereitschaft der Regenwurmarten abhängig.
Bei der Anwendung von verdünnter Senflösung oder chemischer Reagenzien wird vorerst vorzugsweise mit Hilfe eines Spatens eine
definierte Fläche von der Streuschicht entfernt. Somit kann die Reizlösung ungehindert in die freiliegenden Röhrmündungen einsickern.
Die Größe der Fläche richtet sich nach dem Umfang des Stechrahmens.
Anschließend wird etwa die Hälfte der Lösung gleichmäßig auf die ausgestochene
Fläche gegeben (z.B. mit einer Gießkanne). Während des Einsickerns sollte das ausgehobene Bodensubstrat auf Regenwürmer hin untersucht werden.
Nachdem die Flüssigkeit in den Boden eingesickert ist, können die ersten Regenwürmer vorsichtig mit einer Pinzette aufgelesen
und nach dem Abspülen mit Wasser in das Aufbewahrungsbehältnis gegeben werden. Sofern sich keine Regenwürmer mehr an der Bodenoberfläche
befinden, kann die restliche Reagenz auf der Fläche ausgebracht werden. Zumeist reicht eine zweifache Berieselung der Fläche mit der Reagenz.
Je nach der Standortbeschaffenheit kann die Dosierung auch auf drei oder vier Wiederholungen aufgeteilt werden. Nach einer halben Stunde ist in der Regel
nicht mehr mit weiteren Regenwürmern zu rechnen.
Um die Ergebnisse statistisch zu festigen, sollte das Verfahren auf mehreren Vesuchsflächen vorgenommen werden.
Checkliste für den Austrieb der Würmer mit einer Senflösung
Senfpulver aus der Apotheke (100g Senfpulver für 10 Liter Wasser).
einen Stechrahmen, um die Versuchsfläche zu definieren
Kanister mit Wasser zum Anfeuchten des Bodens, Lösen des Senfpulvers, Abspülen der Würmer und Grundreinigen der Werkzeuge
(Das grobe Reinigen der Geräte vor Ort ist empfehlenswert, da die Senflösung sowie die Geräte, die mit der Lösung in Kontakt
kamen, einen durchaus unangenehmen Geruch verbreiten können.)
einen Spaten oder einen Handrechen zum Entfernen der Streu- und Krautschicht
eine Gießkanne zum Auftragen der Senflösung
eine Urfederpinzette für das Absammeln der Regenwürmer von der Bodenoberfläche
Aufbewahrungsbehälter für die gesammelten Regenwürmer (z.B. Glas mit feuchten Tüchern darin oder Plastikgefäß
mit Humus darin)
Edding oder Folienstift zum Beschriften der Aufbewahrungsbehältnisse
Der Austrieb mit der Oktettmethode (Elektrofang) nach THIELEMANN (1986)
Bei der Oktett-Methode wird zuerst die oberste Streu- und Krautschicht der Versuchsfläche mit dem Spaten entfernt. Die Größe der
auszustechenden Fläche richtet sich nach dem Umfang des Oktett-Geräts. Anschließend werden die acht Elektroden bis zum Anschlag in
den Boden gestochen. Um die Wirkung des elektrischen Feldes zu verstärken, kann trockener Boden zuvor mit Wasser durchtränkt werden.
Da große Würmer durch zu hohe Spannung leicht getötet werden
können, empfiehlt es sich, mit der kleinsten Spannung zu beginnen. Die Dauer des Stromflusses ist nicht genau festgelegt.
Sie sollte jedoch - einmal festgelegt - für jeden Durchgang konstant bleiben. Eine Möglichkeit wäre eine Stromflussdauer
von fünf Minuten. Zwischen (NICHT während!) den Phasen der Stromzufuhr können die Regenwürmer von der Bodenoberfläche abgesammelt werden.
Das gleiche Vorgehen kann bei einer schrittweisen Erhöhung der Spannung so lange wiederholt werden, bis keine Regenwürmer mehr an die
Erdoberfläche gelangen.
Checkliste für den Austrieb der Würmer mit der Oktettmethode
ein Elektrofanggerät nach THIELEMANN
eine 12-Volt-Gelbatterie
eine Uhr zum Stoppen der Zeit
Kanister mit Wasser zum Anfeuchten des Bodens
einen Spaten oder einen Handrechen zum Entfernen der Streu- und Krautschicht
Aufbewahrungsbehälter für die gesammelten Regenwürmer (z.B. Glas mit feuchten Tüchern darin oder Plastikgefäß
mit Humus darin)
Edding oder Folienstift zum Beschriften der Aufbewahrungsbehältnisse
Zellstofftücher oder ähnliches für eine grobe Reinigung der Geräte vor Ort